Die EU-Flüchtlingspolitik - Zehn Jahre nach dem Bootsunglück von Lampedusa Feature Von Paul Hildebrandt und Bartholomäus Laffert Am 3. Oktober 2013 sank vor der italienischen Insel Lampedusa ein Boot mit hunderten Flüchtenden, 366 Menschen starben. Das Entsetzen in Europa war groß. Der Papst reiste auf die Insel und rief zu mehr Solidarität mit den Hilfesuchenden auf. Geschehen ist seither das Gegenteil. Die Grenzschutzagentur Frontex wurde massiv gestärkt. Seenotretter werden kriminalisiert. Pushbacks normalisiert. Mehr als 20.000 Menschen sind seither auf dem Mittelmeer ertrunken. Die EU-Flüchtlingspolitik entwickelt sich zur Abschottungspolitik.
Vater, Mutter, Kind Ist die Kleinfamilie am Ende? Erben und Vererben Was steckt hinter dem Streit ums Geld? Das Kalenderblatt 27.9.1998 "alpha-Centauri" geht auf Sendung Von Birgit Magiera . Vater, Mutter, Kind - Ist die Kleinfamilie am Ende? Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck Vater, Mutter, Kind. Diese Form der Kleinfamilie ist nach wie vor flächendeckend verbreitet und der Traum junger Paare. Auch Patchwork- oder Regenbogenfamilien mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen organisieren ihren Alltag ähnlich. Die Kleinfamilie wirkt wie ein natürliches System, das die Aufzucht des Nachwuchses erleichtert. Aber sie ist sozial konstruiert. Als Unterdrückungsinstrument des Patriarchats hat sie eine ziemlich üble Geschichte hinter sich, die längst nicht überwunden scheint. Auch gleichberechtigt denkende Menschen fallen in die Arbeitsteilung der traditionellen Geschlechterrollen zurück, sobald sie Eltern werden. Aus Sorge um ihre Kinder sind Eltern zu vielem bereit, auch zur Selbstaufgabe und Selbstausbeutung. Ob das Modell aus psychologischer Sicht hält, was es verspricht, nämlich Geborgenheit und Sicherheit, sei allerdings dahingestellt. Abschaffen, wie es Feministinnen oder Kommunisten fordern, lässt sich die bevorzugte soziale Mini-Einheit wohl kaum. Denn ihre volkswirtschaftlichen Vorteile sind nach wie vor enorm. Erben und Vererben - Was steckt hinter dem Streit ums Geld? Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck In Deutschland wird im Jahr so viel Geld wie noch nie vererbt: 400 Milliarden Euro. In jedem vierten Erbfall kommt es dabei zu einem Familienstreit. Mit den Vermögen wachsen die Begehrlichkeiten. Aber wenn die Emotionen hochkochen, geht es nur vordergründig um Materielles. Aus psychologischer Sicht stecken vielmehr emotionale Bedürftigkeiten dahinter, etwa die Sehnsucht nach Liebe oder der Wunsch nach Gerechtigkeit. Kinder, die sich von ihren Eltern vernachlässigt fühlten, erhoffen sich jetzt vielleicht einen pekuniären Ausgleich. Sündenböcke fühlen sich, wie eh und je, bestraft vom Leben, während das Lieblingskind wieder einmal einsackt. Schon ist es passiert: Geschwister zanken wie in alten Zeiten. Nach dem Tod eines Erblassers können bislang unterdrückte oder verdrängte familiäre Konflikte aufbrechen. Die gute Nachricht: Endlich können sie auch bearbeitet und gelöst werden, sofern die Hinterbliebenen guten Willens sind und einander mit Hilfe einer Mediatorin endlich einmal zuhören. Erstsendung 24. November 2021 Moderation: Florian Kummert Redaktion: Susanne Poelchau
Elfen Die uralten und quicklebendigen Naturgeister Mythos Phoenix Feuer, Asche, Wiedergeburt Das Kalenderblatt 27.9.1998 "alpha-Centauri" geht auf Sendung Von Birgit Magiera . Elfen - die uralten und quicklebendigen Naturgeister Autorin und Regie: Silke Wolfrum Elfen sind uralt und quicklebendig. Nicht nur in Island rufen sie sich immer wieder in Erinnerung, wenn auf Anraten einer Elfenbeauftragten eine Straße umverlegt wird, auch bei uns sind sie überall präsent: in Filmen, Büchern und Computer-Games. Doch was heute folkloristisch bis kitschig anmutet, hat eine lange Tradition. Die Vorstellung Elfen seien zarte Wesen mit Flügelchen und spitzen Ohren ist da relativ neu. Erste schriftliche Erwähnungen von Elfen gibt es schon aus dem 13. Jahrhundert in der altisländischen Edda. Doch hier sind Elfen noch gottgleiche Wesen, ähnlich wie sie später auch J. R. R. Tolkien in seinem Welt-Bestseller "Herr der Ringe" darstellen wird. Später wurden sie zu Naturgeistern. Ihre stärkste Verwandlung und Neubewertung erfuhren sie aber wohl durch die Anhänger des Christentums. Diese sahen im Elfenglauben eine Gefahr und bekämpften ihn mit unterschiedlichsten Mitteln. Und so wurden aus den Meistern des Bogenschießens die Verursacher des Hexenschusses. Mythos Phoenix - Feuer, Asche, Wiedergeburt Autor: Jean Marie Magro / Regie: Kirsten Böttcher Kann der Tod bezwungen werden? Das ist eine Frage, die Menschen wohl seit Hunderttausenden Jahren beschäftigt. Das Christentum gründet darauf, dass Jesus Christus am dritten Tag nach der Kreuzigung von den Toten wiederaufersteht. Auch ein mythologischer Vogel wird mit der Überwindung des Todes in Verbindung gebracht: der Phönix. Er geht in Flammen auf und steht dann aus seiner eigenen Asche wieder auf. Mittlerweile hält das Fabelwesen für allerlei her: Phönix ist ein Superheld, kann Dinge mit Gedankenkraft bewegen, seine Tränen haben Heilkräfte. Zumindest schreiben ihm zahlreiche AutorInnen diese Eigenschaften zu. Spätestens seit "X-Men" und "Harry Potter" hat der Phönix unzählige Fans auf der ganzen Welt. Dabei ist die ursprüngliche Geschichte bei Weitem nicht so schillernd. Anfangs spielte bei dem Vogel nicht einmal das Feuer eine Rolle. Doch dann stritten sich die großen Zivilisationen, Ägypter, Griechen, Römer und schließlich Christen um die Deutungshoheit über das Fabeltier. Der sagenumwobene Phönix, sein Mythos und seine Entstehungsgeschichte, verrät so einiges über uns Menschen. Moderation: Gabi Gerlach Redaktion: Bernhard Kastner
Mein Pakt mit den Pillen - Die Sache mit den Antidepressiva Von Inge Braun Irgendwann hat auch sie zu den Antidepressiva gegriffen. Wie nach einem Strohhalm gegen Schmerzen und Schwermut. Jetzt traut sich die Autorin nicht mehr, das Zeug abzusetzen. Aus Angst, dann durchzudrehen. Doch wie kommt man wieder von den Pillen los? Und was passiert, wenn diese Psychopharmaka wie bei so vielen zur Dauermedikation werden? Das Feature nimmt die Gruppe der Antidepressiva unter die Lupe und taucht ein in die Seelenlage von Betroffenen. Auf der Suche nach Aufklärung wird die ganze Geschichte vom Fluch und Segen der Antidepressiva mit all ihren Mythen und Marketingversprechen erzählt. Regie: Ulrich Lampen
Hundert Jahre Schuld Menschheitsverbrechen und Reparationsansprüche im langen 20. Jahrhundert Von Patrick Seibel Gedenken und symbolische Schuldanerkenntnis ja - zahlen nein! Auf diese Formel lässt sich der deutsche Umgang mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit bringen. Öffentlichkeit und Politik waren sich nach beiden Weltkriegen einig darin Reparationszahlungen vehement abzulehnen. Zwar musste Deutschland nach dem ersten Weltkrieg noch Zahlungen an die Sieger leisten, doch seitdem gelang es dem Außenministerium entsprechende Forderungen abzuwehren. Auch wenn sich im Rahmen der Erinnerungspolitik das Verständnis für die Opfer der NS-Zeit verstärkt hat, wurde von dieser Linie bisher nicht abgewichen. Die deutsche Hoffnung, dass das Thema im Laufe der Zeit verschwindet, hat sich bis heute nicht erfüllt. Laut und deutlich fordern etwa Griechenland und Polen immer wieder Entschädigungen für Verbrechen, die vor 80 Jahren begangen wurde. Und es sind neue Akteure aufgetaucht: Die Nachkommen der namibischen Nama und Herero. Sie sind nicht die einzigen Opfer deutscher Kolonialverbrechen.
What"s going on? - Features, Interviews und was die Szene (um-)treibt | Torsten de Winkel Torsten de Winkel "The Art of Uncertainty" beim 54. Deutschen Jazzfestival Frankfurt 2023